Dr. A. U. Ramakrishnan 

von Alan V. Schmukler

Interviews mit Homöopathen | Hpathy Ezine (1)
März 2008

 

Alan Schmukler: Willkommen bei Hpathy. Wir freuen uns, dass Sie uns mit Ihrem Besuch beehren. Sie sind dafür bekannt, dass Sie sehr schwere Fälle behandeln. Wie können Sie dabei positiv und optimistisch bleiben und Ihren Patienten Mut machen? Brauchen Homöopathen für ihre Arbeit eine spirituelle Dimension?

A.U.Ramakrishnan: Homöopathisch zu arbeiten ist die faszinierendste Erfahrung, die man sich vorstellen kann. Die Homöopathie enthüllt die außergewöhnlichen Möglichkeiten im Menschen, die Macht der Lebensenergie... der höchsten Heilkraft. Daher habe ich die positive Gewissheit, dass ich immer etwas tun kann, was den Gesundheitszustand meiner Patienten verbessert. Das bedeutet nicht immer vollständige Heilung. Ich bin mir keineswegs im Unklaren darüber, dass es irreversible Krankheiten gibt. Aber die Homöopathie kann jedem zu der unter den gegebenen Umständen größtmöglichen Besserung verhelfen.

Ich habe sehr oft Patienten angenommen, denen gesagt worden war, dass sie nur noch zwei Wochen zu leben (oder zu sterben) hätten, und ich habe es geschafft, dass sie noch 8 oder 9 Monate gelebt haben; nicht in Schmerz und Angst, sondern ich habe ihnen zu einer längeren Lebenszeit bei guter Lebensqualität verholfen. Dies sind die Dinge, die mich auch in schwierigen Fällen positiv denken lassen. Ich kenne die Lebensumstände meiner Patienten und spreche mit ihren Angehörigen; ich erkläre ihnen die Situation und versuche, den Umständen entsprechend das Bestmögliche zu erreichen.

Was Ihre Frage betrifft, ob Homöopathen eine spirituelle Dimension haben .... Das ist unverzichtbar, und meiner Ansicht nach braucht jeder Arzt eine spirituelle Dimension, ob er nun Homöopath ist oder nicht.

Alan Schmukler: Sie sind einer der weltweit führenden Experten in der Krebstherapie. Wie kam es, dass Sie sich so intensiv mit dieser Krankheit befasst haben? Ist es bei bestimmten Krebserkrankungen überhaupt realistisch, eine „Heilung“ zu  erwarten?

A.U.Ramakrishnan: Ich weiß nicht, ob ich ein Experte bin, aber ich habe in den letzten 20 Jahren Tausenden von Fällen behandelt, und das hat mir in der Therapie einen gewissen Vorsprung eingebracht .... und mich auch oft genug in die Schranken gewiesen. Zusammengefasst bedeutet das: im Anfangsstadium (Stadium I u. II) kann man noch sehr optimistisch sein, und sogar im Stadium III  darf man heute optimistischer sein, als ich noch vor 10 Jahren geglaubt habe. Insgesamt bin ich der Meinung, dass wir einen wertvollen Beitrag leisten können.

Alan Schmukler: Sie haben gesagt: „Damit die Heilung erfolgreich sein kann, muss der Patient ein Wissen über sein inneres Selbst haben und muss über ein inneres Gleichgewicht verfügen“. Wie helfen Sie den Patienten, dies zu erreichen? Wie sehr bringen Sie sich selbst in das Leben des Patienten ein?

A.U.Ramakrishnan: Ich versuche mir, wenn irgend machbar, im Rahmen einer extra-langen Beratungssitzung möglichst viel Zeit für den Patienten zu nehmen und seine Lebensweise kennen zu lernen; dann mache ich meine Therapievorschläge. Das löst oft große Veränderungen aus. Es gibt aber auch Zeiten, wo jemand aus bestimmten Gründen keine Veränderung in seinem Leben vornehmen kann. Das Leben ist nicht so leicht, aber wir dürfen nicht aufgeben; wir müssen es immer weiter versuchen.

Alan Schmukler: Es wird allgemein angenommen, dass eine frühzeitige Diagnose ein wichtiger Faktor für eine erfolgreiche Behandlung ist. Vertrauen Sie auf  Blutuntersuchungen oder andere diagnostische Mittel, um Krebs-Frühstadien zu erkennen? Gibt es bestimmte Blutwerte, die eine Präkanzerose anzeigen?

A.U.Ramakrishnan: Ich bin auf die gleichen Tests angewiesen wie die Onkologen... Bestimmte Krankheiten wie Prostata-CA können im Bluttest vor ihrem tatsächlichen Ausbruch erkannt werden... z.B. durch einen erhöhten PSA-Blutwert (2). Ein Pap-Abstrich (3) ermöglicht eine Früherkennung des Zervixkarzinoms... Manchmal kann  eine routinemäßige Magenspülung im Vorfeld bereits ein Magen-CA anzeigen. Daher sind -  besonders nach dem 40. Lebensjahr - jährliche Kontrolluntersuchungen empfehlenswert, vor allem Untersuchungen wie die Endoskopie (4) des oberen Gastrointestinaltraktes und die Darmspiegelung.

Alan Schmukler: Die neueren Homöopathieschulen konzentrieren sich eher stärker auf die psychischen und geistigen Symptome. Eine Richtung behauptet, dass ein Mittel, das die unterschwelligen Lebenskonflikte des Patienten trifft, genügt, um den Tumor zu behandeln. Wie ist Ihre Meinung dazu?

A.U.Ramakrishnan: Das stimmt, und ich gehe bei meinen Fällen auch gewöhnlich so vor, außer bei Krebs. Krebs schreitet extrem schnell fort und verbreitet sich auf andere Bereiche (Metastasierung), und das zwingt uns, eine Technik anzuwenden, die sofort und direkt auf den pathologischen Prozess einwirkt. Das ist der Grund für die Wahl eines organbezogenen Mittels.

Alan Schmukler: Selbst begeisterte Homöopathen rennen meist zu herkömmlichen „Spezialisten“, wenn bei ihnen eine lebensbedrohliche Krankheit diagnostiziert wird. Daher kommen „frische“ Krebsfälle nicht oft zum Homöopathen. Die meisten Fälle, die wir bekommen, sind „ausbehandelt“; d.h. die Schulmediziner haben sie aufgegeben. Wie viel Prozent der Krebsfälle, die Sie insgesamt im Jahr zu sehen bekommen, sind Neuerkrankungen?

A.U.Ramakrishnan: Sie haben Recht. So ist die Realität, und deshalb befanden sich von den ungefähr 12.000 Fällen, die ich behandelt habe (es können aber auch mehr gewesen sein), mehr als 9000 im Stadium IV. Das bedeutet jedoch nicht, dass man nichts mehr tun kann. Zwar kann nicht jeder Fall, den Sie übernehmen, geheilt werden. Doch wir können Ihren Patienten eine wertvolle verlängerte Lebenszeit schenken, und das lohnt unseren Einsatz.

Ich habe Fälle behandelt, die aus dem Krankenhaus entlassen wurden, damit sie zu Hause sterben sollten. Man gab ihnen keine zwei Wochen mehr. Mit meiner Behandlung haben sie noch neun Monate lang in einem annehmbaren Gesundheitszustand und ohne ständige Todesangst gelebt. Die Angehörigen sind oft so dankbar und sagen mir, dass die letzten Monaten unter homöopathischer Behandlung die beste Zeit war, die der Patient seit der Krebsdiagnose gehabt habe. Ich glaube, dass man den Leidenden durch den Einsatz von Homöopathie einen großen Dienst erweist.

Alan Schmukler: Aus welchen Gründen entscheiden sich „neue“ Patienten dafür, Sie aufzusuchen und nicht einen Schulmediziner?

A.U.Ramakrishnan: Meist durch Mundpropaganda. Ein Freund oder Verwandter, der durch die  herkömmliche Mühle gegangen ist, erzählt ihnen, was für schlechte Erfahrungen er damit gemacht hat. Das veranlasst neue Patienten, nach alternativen Wegen zu suchen und bringt sie zu Ihnen in die Praxis. Und ich sage Ihnen, das kommt nicht so selten vor!

Alan Schmukler: Patienten fragen oft: „Können sie mich heilen?“ Wenn Sie: „Nein!“ sagen, wird sich der Patient nicht von Ihnen behandeln lassen wollen. Wenn Sie: „Ja!“ sagen, können Sie juristische Probleme bekommen. Wie gehen Sie mit den Fragen und Erwartungen der Patienten um? Wie können Sie in solchen Fällen eine Prognose geben?

A.U.Ramakrishnan: Ich sage ihnen, dass es in der Medizin keine Garantien gibt. Selbst bei einer Erkältung oder einem Hautausschlag gibt es keine hundertprozentige Sicherheit. Man ist ja schon froh, wenn der Arzt eine achtzigprozentige Heilung hin bekommt. Da die Lage nun einmal so ist, kann ich nur versuchen, mein Bestes zu tun.

Alan Schmukler: Wenn ein „neu erkrankter“ und scheinbar „heilbarer“ Patient nicht auf Ihre Behandlung anspricht und plötzlich stirbt, können die Angehörigen mit rechtlichen Schritten drohen. Ist Ihnen das schon passiert?

A.U.Ramakrishnan: Nein, Gott sei Dank nicht. Aber ich lasse mir gewöhnlich vor Behandlungsbeginn von den Patienten eine Einverständniserklärung unterzeichnen. Die homöopathische Beratung ist eine zusätzliche Empfehlung und behindert in keiner Weise die Durchführung herkömmlicher Verfahren und ihre Möglichkeiten.

Alan Schmukler: Sie suchen häufig andere Länder auf, um Krebsfälle zu therapieren. In den meisten Ländern dürfen Homöopathen jedoch eine Krebserkrankung nicht legal „behandeln“. Wie gehen Sie mit diesem Dilemma um?

A.U.Ramakrishnan: Ich arbeite als Berater im Einverständnis mit dem behandelnden Onkologen. Er versichert mir, dass er alles in seiner Macht stehende getan hat, dass der Patient austherapiert ist und er keine Einwände gegen die Weiterbehandlung seines Patienten durch mich hat. Ich arbeite auf individueller Basis, und ich gehe nicht dorthin, um eine Praxis zu eröffnen.

Alan Schmukler: Können Sie denn homöopathisch arbeiten, wenn Bestrahlung, Chemotherapie und andere allopathische Methoden eingesetzt werden? Stört das nicht die homöopathische Behandlung?
 
A.U.Ramakrishnan: Natürlich stören diese Verfahren die homöopathische Behandlung und daher möchte ich sie möglichst nicht haben, ausgenommen die nötigen Operationen, die ich sehr empfehle.
Aber die Realität ist, dass wir mit Patienten arbeiten, die sich einer Chemo- oder Strahlentherapie unterziehen, und genau da setzt meine „Plussing Methode“ an, die in solchen Fällen eine große Hilfe ist. Selbst angesichts einer Chemotherapie kann ich es erreichen, dass unsere Mittel ihre Wirkung entfalten!!!

Alan Schmukler: Welche Probleme können auftreten und welche Vorsichtsmaßnahmen sind bei einer homöopathischen Behandlung erforderlich, wenn Organschäden vorliegen, wie zum Beispiel beim Parkinson-Syndrom?

A.U.Ramakrishnan: In solchen Fällen ist es wichtig, die Pathologie genau zu kennen. Nur dann sind Sie in der Lage, eine Prognose zu stellen, in welchem Umfang man überhaupt eine Besserung – auch nach einer erfolgreichen Vitalstimulation -  erwarten kann.

Alan Schmukler: In den USA behandeln Heilpraktiker Krebs durch Entgiftung, mit speziellen Diäten, Kräutern, Darmreinigung usw. Integrieren Sie diese Verfahren in Ihre Arbeit oder überweisen Sie Patienten zu solchen Behandlungen?

A.U.Ramakrishnan: Ich übernehme solche Verfahren weder, noch empfehle ich sie meinen Patienten. Wenn meine Patienten jedoch bereits mit diesen Behandlungen begonnen haben oder mich fragen, ob sie sie anwenden dürfen, habe ich nichts dagegen einzuwenden, solange sie das Gefühl haben, es tue ihnen gut.

Alan Schmukler: Manchmal ist das Konstitutionsmittel schwer zu finden. Ist es bei einem Krebs-Fall absolut nötig für die Heilung?

A.U.Ramakrishnan: Vielleicht ist es nicht nötig, es gleich am Anfang zu geben, aber letztendlich ist es doch sehr wichtig. Während eines Behandlungsprozesses von mehreren Monaten mit fortlaufenden Gesprächsterminen wird sich das Konstitutionsmittel mit Sicherheit heraus kristallisieren.

Alan Schmukler: Müssen bei der Wahl eines organopathischen Mittels die Symptome des Mittelbildes mit denen des Patienten übereinstimmen oder ist der Sitz des Tumors eine ausreichende Indikation?

A.U.Ramakrishnan: Der Sitz des Tumors (Ursprungsorgan) und die Symptome sind genauso wichtig.

Alan Schmukler: Wie lange setzen Sie die Behandlung von Krebskranken fort, nachdem der Tumor verschwunden ist?

A.U.Ramakrishnan: Mindestens noch ein Jahr und manchmal sogar länger, aber nicht mehr so aggressiv; kein Plussing mehr. Manchmal ist ein Kontrolltermin alle 3 Monate für einen Zeitraum von 2-3 Jahre danach sinnvoll... manchmal nur ein Jahr... es kommt darauf an.

Alan Schmukler: Gab es schon Probleme mit (nicht vorgesehenen) Mittelprüfungen, wenn ein Mittel vier oder mehrmals täglich wiederholt wird?

A.U.Ramakrishnan: Das ist der Vorteil der Plussing-Methode. Sie kommen vor allem bei Krebspatienten nicht in die Verlegenheit einer unbeabsichtigten Arzneimittelprüfung, wenn sie das Mittel nach der Plussing-Methode verabreichen. Wie die Plussing-Methode beim Gesunden wirkt, habe ich noch nicht ausprobiert.

Alan Schmukler: Wie unterscheiden Sie Nebenwirkungen bzw. Symptome, die durch den Tumor bedingt sind, von bedeutsamen Symptomen?

A.U.Ramakrishnan: Durch ihre Lage und das Ausmaß des Tumor-Drucks.

Alan Schmukler: Sie haben gemeinsam mit Catherine Coulter das Buch „Krebs - ein homöopathischer Behandlungsansatz“ geschrieben (besprochen in dieser Ausgabe). Was für Rückmeldungen haben Sie von den Lesern dieses Buches erhalten?

A.U.Ramakrishnan: Catherine Coulter war meine Co-Autorin. Sie machte mir Vorschläge zum Umfang des Buches, zum Layout der Kapitel, zur Formulierung im Englischen usw., während die Ideen, das Konzept, die Fälle, das Fallmanagement und die dahinter stehende Philosophie von mir sind. Die Reaktion der Leser auf dieses Buch zeigte ihre große Dankbarkeit. Hunderte von Menschen haben gesagt, dass die Plussing-Methode „die Rettung“ gewesen sei. Ich habe Dutzende von Dankesbriefen bekommen, und das ist eine Quelle der Inspiration und Kraft für meine berufliche Laufbahn.

Alan Schmukler: In manchen Fällen ist der Tod nicht zu verhindern. Wie gehen Sie mit dem Tod eines Patienten um?

A.U.Ramakrishnan: Das ist eine unvermeidliche Realität, besonders in einem Stadium4-Fall. Es geht nur darum, dem Patienten eine Lebenszeitverlängerung bei optimaler  Lebensqualität zu ermöglichen und Sie tun Ihr Bestes, um das zu gewährleisten. Sie verlängern die Lebenszeit und machen sie angenehmer. Wenn Sie Ihre Arbeit tun und diese Realität anerkennen, kann der Tod eines Patienten Sie nicht aus dem Gleichgewicht bringen.

Alan Schmukler: Vielen Dank, Dr. Ramakrishnan, dass Sie sich Zeit für dieses Interview genommen haben. Ihr Wissen und Denken inspiriert uns und gibt vielen Menschen Hoffnung.

 

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Dr. Ramakrishnan MBBS (5), MF Hom (6), PhD (7), ist ein international bekannter indischer Arzt. Er reist rund um die Welt, hält Vorträge über Homöopathie und behandelt schwierige Fälle. Er ist Experte für Herzerkrankungen, Krebs, Multiple Sklerose, Epilepsie, Arthritis und Diabetes. Er ist der homöopathische Arzt des Präsidenten von Indien.

Dr. Ramakrishnan stellt bereits seit 1981 sein Wissen auf internationalen Kongressen vor. Zusammen mit Catherine R. Coulter ist er Autor des Buches „Krebs - ein homöopathischer Behandlungsansatz“. (Siehe Buchbesprechung in dieser Ausgabe von Homeopathy4Everyone).

Besuchen Sie seine Website unter http://www.drramakrishnan.com/

Sie erreichen Dr.Ramakrishnan unter folgender Adresse: Rajarathnam Str. 22, Madras-600 010, Indien.

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(1) ZS. Homeopathy for Everybody (Homöopathie für Alle), Ezine=Elektronic Magazine

(2) prostataspezifisches Antigen

(3) Pap-Abstrich: 1928 durch den griechischen Arzt George Papanicolaou zur Früherkennung des Gebärmutterhalskrebses entwickelt.

(4) Spiegelung

(5) Bachelor of medicine, Bachelor of Surgery

(6) Arzt für Homöopathie (Indien)

(7) Dr.phil.

 

Dr. A. U. Ramakrishnan 

von Alan V. Schmukler

Interviews mit Homöopathen | Hpathy Ezine (1)
März 2008

 

Alan Schmukler: Willkommen bei Hpathy. Wir freuen uns, dass Sie uns mit Ihrem Besuch beehren. Sie sind dafür bekannt, dass Sie sehr schwere Fälle behandeln. Wie können Sie dabei positiv und optimistisch bleiben und Ihren Patienten Mut machen? Brauchen Homöopathen für ihre Arbeit eine spirituelle Dimension?

A.U.Ramakrishnan: Homöopathisch zu arbeiten ist die faszinierendste Erfahrung, die man sich vorstellen kann. Die Homöopathie enthüllt die außergewöhnlichen Möglichkeiten im Menschen, die Macht der Lebensenergie... der höchsten Heilkraft. Daher habe ich die positive Gewissheit, dass ich immer etwas tun kann, was den Gesundheitszustand meiner Patienten verbessert. Das bedeutet nicht immer vollständige Heilung. Ich bin mir keineswegs im Unklaren darüber, dass es irreversible Krankheiten gibt. Aber die Homöopathie kann jedem zu der unter den gegebenen Umständen größtmöglichen Besserung verhelfen.

Ich habe sehr oft Patienten angenommen, denen gesagt worden war, dass sie nur noch zwei Wochen zu leben (oder zu sterben) hätten, und ich habe es geschafft, dass sie noch 8 oder 9 Monate gelebt haben; nicht in Schmerz und Angst, sondern ich habe ihnen zu einer längeren Lebenszeit bei guter Lebensqualität verholfen. Dies sind die Dinge, die mich auch in schwierigen Fällen positiv denken lassen. Ich kenne die Lebensumstände meiner Patienten und spreche mit ihren Angehörigen; ich erkläre ihnen die Situation und versuche, den Umständen entsprechend das Bestmögliche zu erreichen.

Was Ihre Frage betrifft, ob Homöopathen eine spirituelle Dimension haben .... Das ist unverzichtbar, und meiner Ansicht nach braucht jeder Arzt eine spirituelle Dimension, ob er nun Homöopath ist oder nicht.

Alan Schmukler: Sie sind einer der weltweit führenden Experten in der Krebstherapie. Wie kam es, dass Sie sich so intensiv mit dieser Krankheit befasst haben? Ist es bei bestimmten Krebserkrankungen überhaupt realistisch, eine „Heilung“ zu  erwarten?

A.U.Ramakrishnan: Ich weiß nicht, ob ich ein Experte bin, aber ich habe in den letzten 20 Jahren Tausenden von Fällen behandelt, und das hat mir in der Therapie einen gewissen Vorsprung eingebracht .... und mich auch oft genug in die Schranken gewiesen. Zusammengefasst bedeutet das: im Anfangsstadium (Stadium I u. II) kann man noch sehr optimistisch sein, und sogar im Stadium III  darf man heute optimistischer sein, als ich noch vor 10 Jahren geglaubt habe. Insgesamt bin ich der Meinung, dass wir einen wertvollen Beitrag leisten können.

Alan Schmukler: Sie haben gesagt: „Damit die Heilung erfolgreich sein kann, muss der Patient ein Wissen über sein inneres Selbst haben und muss über ein inneres Gleichgewicht verfügen“. Wie helfen Sie den Patienten, dies zu erreichen? Wie sehr bringen Sie sich selbst in das Leben des Patienten ein?

A.U.Ramakrishnan: Ich versuche mir, wenn irgend machbar, im Rahmen einer extra-langen Beratungssitzung möglichst viel Zeit für den Patienten zu nehmen und seine Lebensweise kennen zu lernen; dann mache ich meine Therapievorschläge. Das löst oft große Veränderungen aus. Es gibt aber auch Zeiten, wo jemand aus bestimmten Gründen keine Veränderung in seinem Leben vornehmen kann. Das Leben ist nicht so leicht, aber wir dürfen nicht aufgeben; wir müssen es immer weiter versuchen.

Alan Schmukler: Es wird allgemein angenommen, dass eine frühzeitige Diagnose ein wichtiger Faktor für eine erfolgreiche Behandlung ist. Vertrauen Sie auf  Blutuntersuchungen oder andere diagnostische Mittel, um Krebs-Frühstadien zu erkennen? Gibt es bestimmte Blutwerte, die eine Präkanzerose anzeigen?

A.U.Ramakrishnan: Ich bin auf die gleichen Tests angewiesen wie die Onkologen... Bestimmte Krankheiten wie Prostata-CA können im Bluttest vor ihrem tatsächlichen Ausbruch erkannt werden... z.B. durch einen erhöhten PSA-Blutwert (2). Ein Pap-Abstrich (3) ermöglicht eine Früherkennung des Zervixkarzinoms... Manchmal kann  eine routinemäßige Magenspülung im Vorfeld bereits ein Magen-CA anzeigen. Daher sind -  besonders nach dem 40. Lebensjahr - jährliche Kontrolluntersuchungen empfehlenswert, vor allem Untersuchungen wie die Endoskopie (4) des oberen Gastrointestinaltraktes und die Darmspiegelung.

Alan Schmukler: Die neueren Homöopathieschulen konzentrieren sich eher stärker auf die psychischen und geistigen Symptome. Eine Richtung behauptet, dass ein Mittel, das die unterschwelligen Lebenskonflikte des Patienten trifft, genügt, um den Tumor zu behandeln. Wie ist Ihre Meinung dazu?

A.U.Ramakrishnan: Das stimmt, und ich gehe bei meinen Fällen auch gewöhnlich so vor, außer bei Krebs. Krebs schreitet extrem schnell fort und verbreitet sich auf andere Bereiche (Metastasierung), und das zwingt uns, eine Technik anzuwenden, die sofort und direkt auf den pathologischen Prozess einwirkt. Das ist der Grund für die Wahl eines organbezogenen Mittels.

Alan Schmukler: Selbst begeisterte Homöopathen rennen meist zu herkömmlichen „Spezialisten“, wenn bei ihnen eine lebensbedrohliche Krankheit diagnostiziert wird. Daher kommen „frische“ Krebsfälle nicht oft zum Homöopathen. Die meisten Fälle, die wir bekommen, sind „ausbehandelt“; d.h. die Schulmediziner haben sie aufgegeben. Wie viel Prozent der Krebsfälle, die Sie insgesamt im Jahr zu sehen bekommen, sind Neuerkrankungen?

A.U.Ramakrishnan: Sie haben Recht. So ist die Realität, und deshalb befanden sich von den ungefähr 12.000 Fällen, die ich behandelt habe (es können aber auch mehr gewesen sein), mehr als 9000 im Stadium IV. Das bedeutet jedoch nicht, dass man nichts mehr tun kann. Zwar kann nicht jeder Fall, den Sie übernehmen, geheilt werden. Doch wir können Ihren Patienten eine wertvolle verlängerte Lebenszeit schenken, und das lohnt unseren Einsatz.

Ich habe Fälle behandelt, die aus dem Krankenhaus entlassen wurden, damit sie zu Hause sterben sollten. Man gab ihnen keine zwei Wochen mehr. Mit meiner Behandlung haben sie noch neun Monate lang in einem annehmbaren Gesundheitszustand und ohne ständige Todesangst gelebt. Die Angehörigen sind oft so dankbar und sagen mir, dass die letzten Monaten unter homöopathischer Behandlung die beste Zeit war, die der Patient seit der Krebsdiagnose gehabt habe. Ich glaube, dass man den Leidenden durch den Einsatz von Homöopathie einen großen Dienst erweist.

Alan Schmukler: Aus welchen Gründen entscheiden sich „neue“ Patienten dafür, Sie aufzusuchen und nicht einen Schulmediziner?

A.U.Ramakrishnan: Meist durch Mundpropaganda. Ein Freund oder Verwandter, der durch die  herkömmliche Mühle gegangen ist, erzählt ihnen, was für schlechte Erfahrungen er damit gemacht hat. Das veranlasst neue Patienten, nach alternativen Wegen zu suchen und bringt sie zu Ihnen in die Praxis. Und ich sage Ihnen, das kommt nicht so selten vor!

Alan Schmukler: Patienten fragen oft: „Können sie mich heilen?“ Wenn Sie: „Nein!“ sagen, wird sich der Patient nicht von Ihnen behandeln lassen wollen. Wenn Sie: „Ja!“ sagen, können Sie juristische Probleme bekommen. Wie gehen Sie mit den Fragen und Erwartungen der Patienten um? Wie können Sie in solchen Fällen eine Prognose geben?

A.U.Ramakrishnan: Ich sage ihnen, dass es in der Medizin keine Garantien gibt. Selbst bei einer Erkältung oder einem Hautausschlag gibt es keine hundertprozentige Sicherheit. Man ist ja schon froh, wenn der Arzt eine achtzigprozentige Heilung hin bekommt. Da die Lage nun einmal so ist, kann ich nur versuchen, mein Bestes zu tun.

Alan Schmukler: Wenn ein „neu erkrankter“ und scheinbar „heilbarer“ Patient nicht auf Ihre Behandlung anspricht und plötzlich stirbt, können die Angehörigen mit rechtlichen Schritten drohen. Ist Ihnen das schon passiert?

A.U.Ramakrishnan: Nein, Gott sei Dank nicht. Aber ich lasse mir gewöhnlich vor Behandlungsbeginn von den Patienten eine Einverständniserklärung unterzeichnen. Die homöopathische Beratung ist eine zusätzliche Empfehlung und behindert in keiner Weise die Durchführung herkömmlicher Verfahren und ihre Möglichkeiten.

Alan Schmukler: Sie suchen häufig andere Länder auf, um Krebsfälle zu therapieren. In den meisten Ländern dürfen Homöopathen jedoch eine Krebserkrankung nicht legal „behandeln“. Wie gehen Sie mit diesem Dilemma um?

A.U.Ramakrishnan: Ich arbeite als Berater im Einverständnis mit dem behandelnden Onkologen. Er versichert mir, dass er alles in seiner Macht stehende getan hat, dass der Patient austherapiert ist und er keine Einwände gegen die Weiterbehandlung seines Patienten durch mich hat. Ich arbeite auf individueller Basis, und ich gehe nicht dorthin, um eine Praxis zu eröffnen.

Alan Schmukler: Können Sie denn homöopathisch arbeiten, wenn Bestrahlung, Chemotherapie und andere allopathische Methoden eingesetzt werden? Stört das nicht die homöopathische Behandlung?
 
A.U.Ramakrishnan: Natürlich stören diese Verfahren die homöopathische Behandlung und daher möchte ich sie möglichst nicht haben, ausgenommen die nötigen Operationen, die ich sehr empfehle.
Aber die Realität ist, dass wir mit Patienten arbeiten, die sich einer Chemo- oder Strahlentherapie unterziehen, und genau da setzt meine „Plussing Methode“ an, die in solchen Fällen eine große Hilfe ist. Selbst angesichts einer Chemotherapie kann ich es erreichen, dass unsere Mittel ihre Wirkung entfalten!!!

Alan Schmukler: Welche Probleme können auftreten und welche Vorsichtsmaßnahmen sind bei einer homöopathischen Behandlung erforderlich, wenn Organschäden vorliegen, wie zum Beispiel beim Parkinson-Syndrom?

A.U.Ramakrishnan: In solchen Fällen ist es wichtig, die Pathologie genau zu kennen. Nur dann sind Sie in der Lage, eine Prognose zu stellen, in welchem Umfang man überhaupt eine Besserung – auch nach einer erfolgreichen Vitalstimulation -  erwarten kann.

Alan Schmukler: In den USA behandeln Heilpraktiker Krebs durch Entgiftung, mit speziellen Diäten, Kräutern, Darmreinigung usw. Integrieren Sie diese Verfahren in Ihre Arbeit oder überweisen Sie Patienten zu solchen Behandlungen?

A.U.Ramakrishnan: Ich übernehme solche Verfahren weder, noch empfehle ich sie meinen Patienten. Wenn meine Patienten jedoch bereits mit diesen Behandlungen begonnen haben oder mich fragen, ob sie sie anwenden dürfen, habe ich nichts dagegen einzuwenden, solange sie das Gefühl haben, es tue ihnen gut.

Alan Schmukler: Manchmal ist das Konstitutionsmittel schwer zu finden. Ist es bei einem Krebs-Fall absolut nötig für die Heilung?

A.U.Ramakrishnan: Vielleicht ist es nicht nötig, es gleich am Anfang zu geben, aber letztendlich ist es doch sehr wichtig. Während eines Behandlungsprozesses von mehreren Monaten mit fortlaufenden Gesprächsterminen wird sich das Konstitutionsmittel mit Sicherheit heraus kristallisieren.

Alan Schmukler: Müssen bei der Wahl eines organopathischen Mittels die Symptome des Mittelbildes mit denen des Patienten übereinstimmen oder ist der Sitz des Tumors eine ausreichende Indikation?

A.U.Ramakrishnan: Der Sitz des Tumors (Ursprungsorgan) und die Symptome sind genauso wichtig.

Alan Schmukler: Wie lange setzen Sie die Behandlung von Krebskranken fort, nachdem der Tumor verschwunden ist?

A.U.Ramakrishnan: Mindestens noch ein Jahr und manchmal sogar länger, aber nicht mehr so aggressiv; kein Plussing mehr. Manchmal ist ein Kontrolltermin alle 3 Monate für einen Zeitraum von 2-3 Jahre danach sinnvoll... manchmal nur ein Jahr... es kommt darauf an.

Alan Schmukler: Gab es schon Probleme mit (nicht vorgesehenen) Mittelprüfungen, wenn ein Mittel vier oder mehrmals täglich wiederholt wird?

A.U.Ramakrishnan: Das ist der Vorteil der Plussing-Methode. Sie kommen vor allem bei Krebspatienten nicht in die Verlegenheit einer unbeabsichtigten Arzneimittelprüfung, wenn sie das Mittel nach der Plussing-Methode verabreichen. Wie die Plussing-Methode beim Gesunden wirkt, habe ich noch nicht ausprobiert.

Alan Schmukler: Wie unterscheiden Sie Nebenwirkungen bzw. Symptome, die durch den Tumor bedingt sind, von bedeutsamen Symptomen?

A.U.Ramakrishnan: Durch ihre Lage und das Ausmaß des Tumor-Drucks.

Alan Schmukler: Sie haben gemeinsam mit Catherine Coulter das Buch „Krebs - ein homöopathischer Behandlungsansatz“ geschrieben (besprochen in dieser Ausgabe). Was für Rückmeldungen haben Sie von den Lesern dieses Buches erhalten?

A.U.Ramakrishnan: Catherine Coulter war meine Co-Autorin. Sie machte mir Vorschläge zum Umfang des Buches, zum Layout der Kapitel, zur Formulierung im Englischen usw., während die Ideen, das Konzept, die Fälle, das Fallmanagement und die dahinter stehende Philosophie von mir sind. Die Reaktion der Leser auf dieses Buch zeigte ihre große Dankbarkeit. Hunderte von Menschen haben gesagt, dass die Plussing-Methode „die Rettung“ gewesen sei. Ich habe Dutzende von Dankesbriefen bekommen, und das ist eine Quelle der Inspiration und Kraft für meine berufliche Laufbahn.

Alan Schmukler: In manchen Fällen ist der Tod nicht zu verhindern. Wie gehen Sie mit dem Tod eines Patienten um?

A.U.Ramakrishnan: Das ist eine unvermeidliche Realität, besonders in einem Stadium4-Fall. Es geht nur darum, dem Patienten eine Lebenszeitverlängerung bei optimaler  Lebensqualität zu ermöglichen und Sie tun Ihr Bestes, um das zu gewährleisten. Sie verlängern die Lebenszeit und machen sie angenehmer. Wenn Sie Ihre Arbeit tun und diese Realität anerkennen, kann der Tod eines Patienten Sie nicht aus dem Gleichgewicht bringen.

Alan Schmukler: Vielen Dank, Dr. Ramakrishnan, dass Sie sich Zeit für dieses Interview genommen haben. Ihr Wissen und Denken inspiriert uns und gibt vielen Menschen Hoffnung.

 

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Dr. Ramakrishnan MBBS (5), MF Hom (6), PhD (7), ist ein international bekannter indischer Arzt. Er reist rund um die Welt, hält Vorträge über Homöopathie und behandelt schwierige Fälle. Er ist Experte für Herzerkrankungen, Krebs, Multiple Sklerose, Epilepsie, Arthritis und Diabetes. Er ist der homöopathische Arzt des Präsidenten von Indien.

Dr. Ramakrishnan stellt bereits seit 1981 sein Wissen auf internationalen Kongressen vor. Zusammen mit Catherine R. Coulter ist er Autor des Buches „Krebs - ein homöopathischer Behandlungsansatz“. (Siehe Buchbesprechung in dieser Ausgabe von Homeopathy4Everyone).

Besuchen Sie seine Website unter http://www.drramakrishnan.com/

Sie erreichen Dr.Ramakrishnan unter folgender Adresse: Rajarathnam Str. 22, Madras-600 010, Indien.

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(1) ZS. Homeopathy for Everybody (Homöopathie für Alle), Ezine=Elektronic Magazine

(2) prostataspezifisches Antigen

(3) Pap-Abstrich: 1928 durch den griechischen Arzt George Papanicolaou zur Früherkennung des Gebärmutterhalskrebses entwickelt.

(4) Spiegelung

(5) Bachelor of medicine, Bachelor of Surgery

(6) Arzt für Homöopathie (Indien)

(7) Dr.phil.

 





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