Aus dem Nähkästchen geplaudert Francis Treuherz im InterviewInterview von Louise Mclean |
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Francis Treuherz |
Ich hatte das Glück, von Francis Treuherz, dem Herausgeber der Zeitschrift ‚The Homeopath’ von der ‚Society of Homeopaths’, in sein Haus eingeladen zu werden, um mit ihm über sein Werk zu sprechen. Francis ist seit Jahren praktizierender Homöopath und arbeitet außerdem für die ‚Homeopathic Helpline’ von David Needleman. |
Ich fragte ihn zunächst über die Zeit, die er in der Notfall-Klinik des National Health Service in London gearbeitet hatte. Er beendete seine Arbeit dort, weil in der medizinischen Primärversorgung die homöopathische Behandlung nicht mehr gefördert wurde. “Ich möchte es nicht Notaufnahme nennen, aber ich habe 13 Jahre in der medizinischen Primärversorgung des National Health Service gearbeitet.“ Er gab mir eins seiner Rezepte, auf denen zwei Allgemeinpraxen standen, in denen er gearbeitet hatte. „Ich begann 1990 im Marylebone Health Centre, wo ich 3 Jahre arbeitete. Sie waren immer noch skeptisch der Homöopathie gegenüber; dann traf ich mich mit einem alten Freund, der im Fitzrovia Medical Centre arbeitete, und er zog sein Tagebuch heraus und sagte: „Wann kannst du anfangen?“ In diesen beiden Gesundheitszentren im Westend von London arbeitete ich 13 Jahre, außerdem in zwei weiteren Vorortpraxen. Eine davon gab mir ein Forschungsstipendium. Ich hatte angenommen, dass die Beendigung seiner Arbeit beim NHS (National Health Service) etwas zu tun habe mit dem Brief, der von einigen skeptischen Professoren an die PCTs (Primary Care Trusts/Gesellschaft für medizinische Erstversorgung) geschrieben wurde, aber es lag offensichtlich an den neuen Reglementierungen, die durch die Blair-Regierung eingeführt worden waren. Francis erklärte: “Ich habe von 1990 bis 2003 in der NHS gearbeitet – ein, zwei oder drei Tage pro Woche, denn damals hatten die Praxen ein gewisses Kontingent über ihre Budjets hinaus zur Verfügung, das sich fund-holding nannte. Die Labour Partei änderte das und führte die Primary Care Trusts ein, wo Gruppen von Praxen für ihre eigenen Budjets zuständig waren. So kam es, dass statt des größten der kleinste gemeinsame Nenner galt, und die Alternativmedizin war die erste Therapierichtung, die von der Bildfläche verschwand.“ |
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Chamomilla |
Ich fragte Francis nach seiner Meinung über die ständigen Angriffe gegen seinen Beruf. |
Einmal behandelte ich ein Baby von Flüchtlingseltern, wo wir den Fall über Zeichensprache aufnehmen mussten. Die Mutter schüttelte den Arm des Kindes und aus ihren Gesten konnte ich entnehmen, dass das Kind einen Krampfanfall gehabt hatte. Anscheinend hatte das Kind nach seiner Ankunft in England eine DPT-Impfung erhalten, es bekam Krämpfe und war über und über mit Ekzemen bedeckt. So gab ich dem Kind Sulfur und einige Wochen später den potenzierten Impfstoff, und als ein so genannter ‚normaler Behandlungszustand’ erreicht war, begann es zu zahnen und bekam Chamomilla.“ Francis fuhr fort: “Ich erinnere mich auch an ein Kind mit Kopfschlagen, das unkontrollierbar traurig und gewalttätig war. Der Vater hatte durch einen Arbeitsunfall einen verkrüppelten Arm und konnte nicht mehr arbeiten. Das Kind hatte gerade begonnen, sich unter der homöopathischen Behandlung gut zu entwickeln, als der Brief kam, dass ich nicht weiter behandeln durfte. Ich war genauso in Tränen aufgelöst wie die Mutter.“ |
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National Health Service |
Ich betonte, dass es für die Praxis eine große Hilfe gewesen sein müsse, von einer Menge von Fällen entlastet zu werden. |
“Bald nachdem ich das College abgeschlossen hatte, arbeitete ich in Kalkutta. Ich hätte die Arbeit im NHS ohne diese klinische Erfahrung nicht leisten können. Ich arbeitete mit Menschen, deren Sprache ich nicht verstand und behandelte Krankheiten, die ich in England nie zu sehen bekommen hätte,” sagte er. Ich wollte wissen, was es bedeutete, für die ‘Homeopathic Helpline’, zu arbeiten, die ein so wertvoller Service ist. |
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Helpline |
Ich fragte Francis, wie viele Anrufe er und David Needleman ungefähr pro Tag über die Homeopathic Helpline bekommen. |
Alle Familien im ganzen Land sind gestresst , durch das Alleinsein, durch das Zusammensein mit Verwandten, durch Erkältung, Kater oder eine Kombination des o.g.! Und Lebensmittelvergiftung und Überfressen!” Sie müssen ganz schön schnell denken und Ihre einschlägigen Fragen stellen! |
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Organon der Heilkunst |
Wir wechselten nun das Thema und sprachen über einige alte homöopathische Bücher, die Francis über die Jahre gesammelt hatte. |
Schließlich bekam ich dort auch noch den dritten Band. Mir wurden immer preiswerte Bücher angeboten. “Ich lieh ein Buch von der Gesellschaft der Englischen Homöopathen aus, von dem ich nachträglich denke, sie hätten es nicht verleihen sollen, aber das wusste ich damals nicht. Es waren Hahnemann’s Kleine Schriften von 1852. Ich packte es in meinen Fahrradkorb und an einer Ampel klaute mir ein Motorradfahrer den ganzen Korb. So brachte ich das Buch nie bis nachhause. Damals begann ich an Secondhand-Buchläden zu schreiben (lange bevor es Internet gab) um irgendwo eine Kopie zu finden. Es dauerte ein paar Jahre und dann, eines schönen Sommers, fand ich gleich zwei. Ich kaufte beide – eine für mich und eine für die Bibliothek. Der Bibliotheksleiter der BHA (British Homeopathy Association), der inzwischen im Ruhestand war, wurde sogar angerufen, um ihm zu sagen, dass eine Kopie aufgetaucht war!“ |
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Rosendo Salvado |
Ich hätte nie gedacht, dass man bei eBay alte Homöopathie-Bücher bekommen kann! |
Haben Sie dort homöopathische Bücher?! |
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Samuel Hahnemann |
“Auf dem Weg zur Links-Konferenz in Heidelberg, schaute ich beim Robert-Bosch-Institut in Stuttgart vorbei, welches ein großes Hahnemann-Archiv besitzt. |
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Hahnemann Guard |
Francis besitzt ein Amerikanisches Polizei-Abzeichen, auf dem ‘Hahnemann Guard’ eingraviert ist. “Ich bekam zwei von diesen Abzeichen und schickte eines davon an meinen Freund, den inzwischen verstorbenen Julian Winston in Neu Seeland.” |
Er zeigte ein lustiges Foto von Julian mit dem Abzeichen. „Julian lebte ursprünglich in Philadelphia, wo Boericke und Tafel waren. Das waren im 19.Jahrhundert die größten Herausgeber und Produzenten von Homöopathie in den ganzen USA. Als sie nach Kalifornien umzogen, versuchte Julian sie davon abzubringen, ihre alten Besitztümer wegzuwerfen. Er hatte keinen Erfolg, aber da er am Ort wohnte, hatte er Gelegenheit, die Müllcontainer zu inspizieren und konnte einige wichtige Dinge retten. Dann zeigte er mir eines von Hahnemanns Wachs-Siegeln von einem Briefumschlag, den er bei eBay ersteigert hatte. Ich sah auch einen kleinen Löffel zur Jahrhundertfeier des ‘Royal London Homeopathic Hospital’ datiert 1849 –1949 und eine Medaille, die einer Krankenschwester als Auszeichnung für ihren 40jährigen Dienst im RLHH erhalten hatte. Er zeigte mir auch Beispiele von Schriftproben, die für die Arzneimittelfindung bei den betreffenden Personen herangezogen und für die Verordnung von Schüßler-Salzen verwendet worden waren. |
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Louise Mclean |
Das Interview näherte sich seinem Ende und es wurde Zeit für mich zu gehen. Es war ein faszinierendes Erlebnis, so viel über Francis Leben zu erfahren und die interessanten Geschichten zu hören, die er zu erzählen hatte. |
..................................................................................................................... Francis Treuherz, MA, RSHom, FSHom, lebt in London, UK. Er ist seit 1984 praktizierender Homöopath und hat viele historische und klinische Artikel, einen Forschungsbericht und ein Buch geschrieben. Original-Artikel und weitere Informationen bei Avilian |